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Die Dirkon


Dirkon

Im Internet fand ich eine interessante Bauanleitung für eine Lochkamera. DIRKON heißt das Modell. Eine Lochkamera für 135er Kleinbildfilm als Ausschneidebogen!

Hier kann man den Ausschneidebogen downloaden:

Ich habe die Anleitung und einige Anmerkungen des Seiteninhabers aus dem Englischen übersetzt:

 

Dirkon – die Papierkamera

Der Ausschneidebogen der Lochkamera erschien 1979 in dem Magazin „ABC für angehende Techniker und Naturwissenschaftler“ (An ABC of Young Technicians and Natural Scientists) in der ehemaligen Tschechoslowakei. Der Beitrag und die Konstruktion stammten von Martin Pilný, Mirek Koláf und Richard Vyslkovský.

Hier einige Anmerkungen zu den original Anweisungen.

Die Kamera muss  aus einem festeren Papier als normales Kopierpapier gefertigt werden. Ist das Papier nicht genügend lichtundurchlässig, müssen die relevanten Stellen mit dünnem schwarzem Papier ausgelegt sein, damit kein unerwünschtes Licht in die Kamera eindringt. Das betrifft die Teile 1, 2, 3, 10 und 23.

Es ist wichtig die Ausschneidebögen im Maßstab 1:1 auszudrucken. Benutzt man dazu den Arcobat Reader, so muss die Ausdruckoption Seitenanpassung auf „keine“ stehen.  Wird dies nicht beachtet, wird der Ausschneidebogen größer oder kleiner als erforderlich und die Filmpatrone passt hinterher nicht in die fertige Dirkon-Kamera. Zur Kontrolle, ob die Größe korrekt ist, wurde auf jede Seite ein Maßstab aufgedruckt.

Die Anleitung empfiehlt  Forma 21° DIN Filme zu verwenden. Dieses Fabrikat gab es in der ehemaligen Tschechoslowakei. Es kann natürlich jeder 35 mm Film verwendet werden, z. B. ein Ilford PAN 100 und selbstverständlich auch Farbfilme.

Kaum waren die Ausschneidebögen der Dirkon publiziert, da kamen von den Lesern Verbesserungsvorschläge, die sie an ihren Modellen verwirklicht hatten. Anstatt ein Loch in das Papier der Kamera zu stechen, wurde vorgeschlagen ein dünnes Stück Blech mit einem Loch darin zu verwenden. Da dies jedoch das Design der Original Dirkon signifikant verändern würde, entschloss sich der Autor diesem Vorschlag nicht zu folgen.  Denn damit ginge der Zauber der Dirkon-Fotografie verloren.

David Balihar

 

Anleitung

Dies ist die Originalanleitung, so wie sie 1979 gedruckt wurde:

 

Wer kennt sie nicht die Lochkamera, dem Vorgänger heutiger Kameras? Sie werden bestimmt schon irgendwo davon gehört haben. Nun können Sie selbst eine herstellen und damit experimentieren um herauszufinden wie das damals war, als man mit solchen Kameras  Bilder einfing. Das Prinzip ist das gleiche, abgesehen davon das wir einen modernen Film verwenden. Sie brauchen dazu ein klassischen 35 mm Film. Am Besten einen Forma 21° DIN  Film. Höhere Empfindlichkeiten ermöglichen eine kürzere Belichtung.

Nachdem Sie die verschiedenen Teile der Kamera zusammengeklebt  haben und alles gut getrocknet ist, legen Sie eine volle Filmpatrone in die schmale rechte Seitenkammer (von hinten betrachtet).  Ziehen Sie 6-8 cm aus der Patrone heraus und stecken Sie das Ende in eine in eine andere Rolle – eine zweite, leere Filmpatrone. Die bekommen Sie in einem Fotolabor. Drehen Sie den Transportgriff (Teil 15) an der leeren Patrone so, dass sich die markierte Spitze um 360° + 180°, also 3 ½  halbe Umdrehungen dreht.  Die Aufnahme machen Sie, indem Sie die Verschlußklappe (Teil 10)  nach unten und dann wieder hoch bewegen. Dies öffnet und verdeckt die „Linse“ wieder. Sie müssen ein wenig experimentieren um die richtige Belichtungszeit herauszufinden. Mit dem Forma 21 Film ist es etwa 1 Sekunde an einem richtig sonnigen Tag. Natürlich muss die Kamera dabei auf einer festen Unterlage aufliegen und sie darf während der Aufnahme  nicht bewegt werden, sonst wird das Bild verwackelt. Und nun die Anleitung zum Zusammenbau der Kamera.

Zuerst nehmen Sie eine Büroklammer und biegen sie, gemäß Teil 25 in dem Ausschneidebogen. Dann schneiden Sie die Teile 1, 2, 7, 11, 13 und 24 aus. Nun nehmen Sie Teil 10 und befestigen es, mit einem Druckknopf an das komplette Teil 1,  an dem Punkt A. Den Punkt A zuvor mit einer dünnen Nadel vorstechen. Bauen sie Teil 1 zusammen und kleben Sie die beiden seitlichen Kammern (Teile 2 und 3), die Sie vorher zusammengesetzt haben,  an Teil 1 an. Diese Kammern dienen der Aufnahme der Filmpatronen.  Bauen Sie Teil 12 zusammen und kleben es an Teil 2. Dann Teil 24 an Teil 3. Aus den Teilen 4, 5 und 6 fertigen Sie eine Sucheratrappe, die Sie auf Teil 1 aufkleben

„Objektiv“: Verbinden Sie Teil 8 mit Teil 7 und kleben Sie den Innenteil 9 in Teil 8. Dann kleben Sie das Ganze vorn auf Teil  11. Nun kleben Sie das gesamte Frontteil an die Kamera. ACHTUNG: Kleben Sie das Frontteil nur an den Seiten an das Kameragehäuse an. Achten Sie darauf, dass sich der Verschluss frei zwischen Kameragehäuse und dem Frontteil mit dem “Objektiv“ bewegen kann. Vergewissern Sie sich vorher, dass der Druckknopf  wirklich fest sitzt.

Nun arbeiten Sie die zusätzlichen Teile ab. Nehmen Sie dabei die Zeichnung zu Hilfe: Erstellen Sie die Attrappen der Bedienungselemente aus den Teilen 16, 17, 18 und 19, 20, 21 (Diese Teile haben keine Funktion). Kleben Sie die Bedienungselemente auf  Teil 24. Kleben Sie die gebogene Büroklammer  mittig in Teil  14 und stecken die fertige Einheit in Teil 15 und verkleben beide Teile mit einander. Schieben Sie Teil 13 nun über die Büroklammer und kleben es an Teil 14 fest. Sie haben nun ein Bedienelement für den Filmtransport.  Beenden Sie diesen Teil der Arbeit mit dem gefalteten Teil 22, welches über der Filmrolle angebracht, verhindert das Licht eintreten kann. Schieben Sie den Fimtransport von oben durch das Loch im Gehäuse und dem gefalteten Teil 22 in den Schlitz der Filmrolle. 

Erstellen Sie die Rückwand Teil 23 indem Sie die Umrandung (verstärkte Umrandung)  sorgfältig falten. Dichten Sie die Innenseite der Rückwand mit dünnem schwarzem Samt ab. (von einem Herrenausstatter) . Der Samt  sorgt für Lichtundurchlässigkeit  und hält den Film auf der Filmbühne von Teil 1 – eine wichtige Eigenschaft. Sie können die Kamera vor versehentlichem Öffnen schützen in dem Sie zwei schwarze Gummibänder um die Rückwand und das Gehäuse schlingen.

Nun seien Sie sorgsam. Jetzt kommt ein wichtiger Schritt der äußerst exaktes Arbeiten erfordert. Drücken Sie den Auslöser herunter. Es wird ein Kreis auf Teil 1, mit einem kleinen Punkt in der Mitte sichtbar. Nehmen Sie eine Nadel mit einem Durchmesser von 0,4 mm (und nicht größer oder kleiner) und stechen Sie damit sauber durch den Punkt. Bitte nur einmal, versuchen Sie nicht den Vorgang zu wiederholen.  Denn je sauberer das Loch ausgestanzt ist, umso schärfer wird später das fertige Bild. Ist dennoch etwas mit dem Loch schief gegangen, dann kleben Sie einen dünnen Karton über das Loch und versuchen es noch einmal.

Alles was Sie jetzt noch tun müssen, ist auf die Sonne warten und dann können Sie fotografieren.

Die Schöpfer von DIRKON Martin Pilný, Mirek Koláf und Richard Vyslkovský wünschen Ihnen gutes Licht und tolle Fotos, welche natürlich ein weicheres Aussehen haben als normale Fotografien. 

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Soweit meine Übersetzung.

Da ich keine Verbindung zu einem Fotolabor habe, kaufte ich zwei volle Filme. Das Einlegen des Films in die Dirkon geht aus der Anleitung nicht klar hervor. So wie es beschrieben war, konnte das nicht klappen. Der Film würde nie aufgewickelt werden. Folgende  Vorgehensweisen funktioniert:

Einen Film spulte ich im Dunkeln komplett ab und schnitt ihn ca. 3cm vor der Patrone ab. Den herausgezogenen Film packte ich lichtdicht verpackt weg (in die leere Filmdose). Diesen Film konnte ich später noch verwenden.  Nachdem das Licht wieder eingeschaltet war, konnte ich  das aus der Patrone ragende Filmende gerade zuschneiden. Von der zweiten Filmpatrone schnitt ich das vordere Ende ebenfalls gerade ab. Dann klebte ich die beiden Filme mit einem Streifen Tesafilm zusammen, und zwar so, dass die beiden Filmspulen anschließend in die Kammern der Dirkon passten. D.h. die beiden aus der Patrone hervorstehenden Achsen zeigten in unterschiedliche Richtungen.  Ist der Film belichtet, schneidet man ihn durch und gibt  die in der Dirkon aufgewickelte Spule, zum Entwickeln ab oder entwickelt selbst. Die leere Patrone bewahrt man auf. Sie dient beim nächsten Film als Aufwickelspule.

Man muss peinlich darauf achten eine Filmpatrone des tatsächlich belichten Filmtyps und Fabrikats zum Entwickeln abzugeben, sonst gibt es böse Überraschungen. Entwickelt man den Film selbst, ist es natürlich egal was auf der leeren Patrone steht.                                 

Für den Filmtransport schlägt die Anleitung 1 ½ Umdrehungen vor. Das ist sehr reichlich bemessen. Selbst mit einer Umdrehung (360°) hatte ich noch so große Abstände zwischen den Bildern, dass das Großlabor den entwickelten Diafilm mitten durch die Aufnahmen schnitt. Ca. 315° sollten passen, wie das Beispiel an einer ähnlichen Lochkamera zeigt. Je weiter der Film aufgespult ist, umso größer werden dabei die Abstände zwischen den Bildern.
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David Balihar empfiehlt die Teile 1, 2, 3, 10 und 23 innen mit schwarzem Papier auszulegen, damit kein unerwünschtes Licht an den Film kommen kann.  Ich habe gute Erfahrung damit gemacht, diese Teile innen mit schwarzer Acrylfarbe zu streichen, wie sie sonst Kunstmaler benutzen. Selbst Löcher in den Ecken lassen sich damit absolut lichtdicht „verkitten“. Auch den Innenteil der Rückwand bekommt man damit lichtdicht. Will man, wie in der Bauanleitung beschrieben, schwarzen Samt verwenden, so darf man diesen nur auf den Innenteil der Rückwand kleben. Auf keinen Fall sollte man versuchen auch die Seitenteile der Rückwand abzudichten, weil sonst der Deckel nicht mehr auf das Gehäuse passt.

Einen gewissen Schutz vor Lichteinfall bietet der Umstand, dass der Film von einer Patrone in die andere gezogen wird. Geht einmal etwas schief, wird nur der Teil des Filmes fehlbelichtet, der gerade auf der Filmbühne liegt.

Zu den Angaben  der Belichtung ist folgendes anzumerken. Bei einem Lochdurchmesser von 0,4 mm erhält man bei dem Auflagemaß der DIRKON von 50 mm eine Blendenwert von f=125 (Gerundet 130). Das entspricht bei einer Belichtungszeit von einer Sekunde und einem 21 DIN –Film, einem Lichtwert von 8. Dies entspräche bei 1/60 Sekunde einer Blende von 2.  Also ein Wert der durchaus schon bei bedecktem Himmel zutrifft.

Es gib verschiedene Verfahren den optimalen Lochdurchmesser zu berechnen.

Im Internet findet man des Öfteren die Formel:
Formel1

Wobei D der Lochdurchmesser in mm und A das Auflagemaß (Abstand Loch zu Film)  in mm ist. Danach wäre der Lochdurchmesser mit 0,32 mm anzusetzen, was einer Blende von 156 entspräche.  

Ein Herr Schmidt-Ploch hat ein Buch über die Berechnung von Lochkameras geschrieben. Der Titel lautet: Die Lochkamera, ISBN 3-8311-1261-4. Nach Schmidt-Ploch dürfte das Auflagemaß nur noch 2,7 mm betragen und der Lochdurchmesser wäre dann 0,06 mm. Damit erhielte man eine optimale Auflösung. Da das Auflagemaß jedoch mit 50 mm gegeben ist (und sich eine Lochkamera in diesen Dimensionen auch nur schlecht bauen ließe),  greift hier nach Schmidt-Ploch die Gleichung:

Formel2
für die bestmögliche Auflösung. Dabei ist Lambda die Wellenlänge des Lichts.  Der  mittlere Wert  des sichtbaren Lichts ist mit 550 Nanometern anzusetzen.

Formel3

D= 0,26 mm



Das  entspricht einer Blende von 192, als bestmöglich Blendenöffnung für das Auflagemaß 50 mm. Wer also mag, der kann die Dirkon bzgl. Der Abbildungsschärfe optimieren. Ich bin bei der Dirkon jedoch bei den Originalangaben geblieben. Hier einige Aufnahmen.

090714aa-012a 090803aa-118 090803aa-120


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